Dass es sich um einen Spielfilm handelt, um eine Tragikkomödie um genau zu sein, ist mir erst in den Credits aufgefallen. Klar, keine wackeligen Kameraeinstellungen und einige andere Hinweise hätten mich auch drauf kommen lassen können. Aber ich denke, es lag an den authentischen Szenen, die "Hotel Very Welcome" ausmachen. Als Zuschauer wird man sofort in den Alltag 5 junger Erwachsener reingeworfen, die auf der Suche nach "Was-auch-immer" durch Asien reisen und eigentlich nicht finden, was sie suchen. Deshalb wahrscheinlich Tragikkomödie.
Svenja hängt verzweifelt in ihrem Hotelzimmer in Bangkok herum, weil sie ihren Anschlussflug nach Shanghai verpasst hat. Aus diesem Grund ruft sie jeden Tag im Flughafen an, wo man ihr aufgrund von Sprachbarrieren nicht weiterhelfen kann. Da sie jeden Tag denselben Mitarbeiter an der Strippe hat, entwickelt sich eine zumindest temporäre kleine Freundschaft. Svenja und der Thai verabreden sich sogar, doch ER taucht nicht auf, dabei liegt das Anbaggerinteresse eindeutig auf seiner Seite. Svenja scheint sehr einsam zu sein, denn sie freut sich sogar, am nächsten Tag seine Stimme zu hören und ist hin und weg von den Liebesschwüren des Flughafen-Mitarbeiters, der bei ihrem Weiterflug nach Washington unbedingt mitkommen will. Na klar!
Adam und Josh sind zwei Engländer, die Urlaub in Thailand machen. Es geht ihnen hauptsächlich darum, Mädels abzuschleppen. "Rape ist natural", ist schon ein hartes Statement und will ich hier mal unkommentiert lassen (zum Glück war es ja kein Dokumentarfilm). Das schaffen sie aber nur, wenn sie sich vollgepumpt mit Drogen auf Strand-Techno-Partys rumtreiben. Sieht man sie allein, verhalten sie sich meistens wie ein altes zankendes Ehepaar. Scheinen sich also lieb zu haben die beiden ;-)
Liam, ein Ire, der in ein paar Monaten Vater wird und mit der Frau nicht mehr als eine Nacht verbracht hat und sie zudem hässlich findet, "flüchtet" nach Indien. Dabei wird er die meiste Zeit von einem Einheimischen - seinem Touristenführer - begleitet und es prallen oft Welten aufeinander. Die lustigste Szene zwischen den beiden findet nach der Nacht in der Wüste statt. Liam wurde von einem Insekt gestochen und die Wunde ist deutlich angeschwollen. Panisch fragt er seinen Einheimischen, ob das Viech, das ihn gestochen hat, Eier unter der Haut legt, wohingegen dieser ohne seine Miene zu verziehen antwortet: "Yes".
Bei dieser Szene würde man nie auf die Idee kommen, dass der Film ein Spielfilm ist. Gut gemacht!
Als letzte Protagonistin ist da Marion. Sie geht jeden Tag in einen Sing- und Meditationstempel in Indien, wo sie mit anderen "verlorenen" Seelen versucht, sich selbst zu lieben. Für diese Reise hat sie mit ihrem Freund in Deutschland eine Beziehungspause eingelegt. Aus einem Gespräch mit einem anderen deutschen Tempelbesucher hört man, dass beide verzweifelt versucht haben ein Kind zu bekommen und Marion denkt, es würde an ihr liegen. Dass jemand aus diesem Grund nach Indien reist, hat mich schon sehr berührt. Zu allem Gefühlschaos von Marion kommt auch noch hinzu, dass ihr Freund mit ihr am Telefon Schluss macht und sie nun endgültig die Nerven verliert.
Der Soundtrack "I got a name" von Jim Croce hat mich im Trailer schon umgehauen. Es ist ein Lied, das irgendwo bei mir auf Kassette schlummert und damals als Teeny bei mir dasselbe Gefühl verkörpert hat, was ich jetzt mal den Protagonisten unterstelle: Flucht vor Irgendwas und Suche nach Irgendwas. Übrigens kein Problem einer bestimmten Generation, wie es immer so schön heißt, sondern etwas Menschentypisches.
Reisen, Aufbrechen, Suchen ist eigentlich etwas nach innen Gerichtetes. Wir müssen es wahrscheinlich mit einer Reise in die Tat umsetzen, damit wir es glauben, damit es seine Berechtigung bekommt. Ein Grund, weshalb ich meine große Reise nicht schon gemacht habe, ist der, dass ich nicht "flüchten" möchte. Gewisse Dinge muss man vorher mit sich selbst klären, damit man sie nicht als blinder Passagier mitnimmt und einen die traurige Wahrheit in der weiten Welt wieder einholt. Denn Glück und Wahrheit ist nicht an einen Ort gebunden, man kann es nur in sich selbst finden. Eine Fernreise ist kein Allerweltsheilmittel, sondern kann dazu beitragen die Suche nach sich selbst mit wunderschönen oder aufregenden Erlebnissen zu unterstreichen. Aber am Ende des Tages reist man immer in sich selbst hinein und wenn dort (noch) nichts Schönes ist, kann auch das schönste Reiseziel nichts Schönes daraus machen.
Und hier der Soundtrack...
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